Fühlen, dass hier eine Frau gestaltet
 Auszug aus der F.A.Z. vom 2. Januar 2019


"Emy Roeder gilt neben Renée Sintenis und Milly Steger als eine der bedeutendsten Bildhauerinnen der Weimarer Republik. Alle drei gehörten zu einer ersten Generation von Frauen, die als freischaffende Bildhauerinnen von ihrer Arbeit leben und konnten und von Publikum und Kunstkritik anerkannt wurden. Roeder gehöre sogar, schrieb 1921 der Kunsthistoriker Alfred Kuhn, "in die erste Reihe der zeitgenössischen Plastiker." Wohlgemerkt: Plastiker, nicht Plastikerinnen. 
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1937 wurde die "Schwangere" von den Nationalsozialisten als entartete Kunst diffamiert. Da lebte Roeder schon nicht mehr in Berlin, sie war in Florenz, die Ehe geschieden. Männer spielten fortan nur noch als gute Freunde eine Rolle. Sieht man von einigen wenigen Arbeiten ab, tauchen sie auch als Sujet in ihrem Werk nicht auf. Die Künstlerin gestaltete, meist in Bronze und nach ihren Zeichnungen, von denen in Würzburg fast 100 zu sehen sind, Frauen, Kinder und - auf zauberhafte Weise - Tiere. Ihre Arbeiten erzählen von Einsamkeit, vor allem aber von Ruhe, Geborgenheit, Zuneigung, Wärme, Liebe, fast nie jedoch von der erotischen Liebe zwischen Mann und Frau. 

Roeder verstand ihre Kunst, anders als etwa Milly Steger, als spezifisch weiblich. Der Betrachter müsse "erfühlen, dass hier eine Frau ihre Eindrücke gestalte".Vielleicht eckte sie deshalb bei männlichen Kollegen so wenig an."